Francia Márquez: Ein Traum wird Wirklichkeit
Eine Afrokolumbianerin, Menschenrechts- und Umweltaktivistin wird Vizepräsidentin Kolumbiens
Im folgenden kurzen Video (4.34 Minuten, Englisch) erfahren Sie mehr über das Leben von Francia Márquez.
Als Francia Márquez vor 40 Jahren in Yolombo in eine afrokolumbianische Familie geboren wurde, hätte niemand gedacht, dass sie einmal Vizepräsidentin des Landes werden würde. Kolumbien wurde bis zum 7. August 2022 immer von Menschen aus der kleinen, weissen Elite regiert. Die Nachfahrin von aus Afrika verschleppten Sklaven und Sklavinnen lernte die Angst früh kennen. Die Angst nicht genügend Essen für ihre Kinder zu haben. Die Angst, von ihren Jobs als Minenarbeiterin und Putzfrau ihre Familie nicht ernähren zu können. Und später die Angst als Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin, wie so viele vor ihr, von Paramilitärs ermordet zu werden. Aber sie hat nie aufgegeben und ist mutig ihren Weg gegangen.
Sie kämpfte gegen Grosskonzerne, die den Fluss, die Lebensader ihrer Community, massiv verschmutzten um mehr Profit zu machen. Sie organisierte einen Protestmarsch mit 80 Frauen nach Bogotá. 10 Tage und 350 Kilometer liefen sie um zu verlangen, dass diese extrem umweltschädlichen Grosskonzerne, die mit den Paramilitärs am Rande der Legalität operierten und Zwangsumsiedlungen zur Folge hatten, ihre Lizenz verlieren. Dafür wurden sie und ihre Kinder von den Paramilitärs mit dem Tod bedroht. Einen Anschlag auf sie und andere Aktivisten und Aktivistinnen in Cauca überlebte sie. 2018 erhielt sie den Goldman-Umweltpreis.
Sie setzte sich im Rahmen des Proceso de Comunidades Negras (PCN) für die Rechte der Afrokolumbianer und Afrokolumbianerinnen ein. Sie ist auch international gut mit den sozialen Bewegungen anderer Länder vernetzt. Eine ihrer Freundinnen ist die US-amerikanische Civil Rights-Aktivistin Angela Davis. Um sich noch besser für die Rechte ihres Volkes einzusetzen, studierte sie Recht an der Universität Santiago de Cali.
Und jetzt ist Francia Márquez Vizepräsidentin in der ersten fortschrittlichen Regierung in der Geschichte Kolumbiens. Ein Traum wurde Wirklichkeit. Sie kam von ganz unten und ist jetzt oben um das Leben der Menschen unten zu verbessern, soziale Rechte umzusetzen, den Friedensprozess weiterzuführen, die Umwelt im Naturparadies Kolumbien zu schützen. Ihr großes Vorbild ist Nelson Mandela.
Kolumbien - das vielseitige Naturparadies

Kolumbien befindet sich im Nordwesten Südamerikas und ist ein atemberaubend schönes Naturparadies. Hier findet man lange weisse Sandstrände an der karibischen Küste genauso wie schwarze Palmenstrände am Pazifik. Der Westen des Landes wird von den Anden dominiert. Die höchsten schneebedeckten Berggipfel sind 5775 Meter über Meer. Es gibt auch Dünen, aktive Vulkane und ein immergrünes Kaffeeanbaugebiet. Im Osten befindet sich das einmalige Ökosystem des Amazonasdschungels, der Lunge unseres Planeten. Der Regenwald ist von einer extrem hohen Biodiversität geprägt, aber sehr dünn besiedelt. Hier leben vor allem indigene Gruppen, die schon seit Jahrtausenden im Amazonasregenwald leben. Die UNESCO hat fünf Gebiete Kolumbiens zu Biosphärenreservaten erklärt. Die grössten Städte sind die Hauptstadt Bogotá, die Stadt des ewigen Frühlings Medellín, Cali, Barranquilla und Cartagena, die einmalig schöne Küstenstadt an der Karibikküste mit ihren pastellfarbenen Häusern aus der Kolonialzeit und den lauschigen Plätzen. Aus dieser Region kommt auch der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez.

Kolonialisten, Drogenkartelle, Paramilitärs und starke soziale Bewegungen
Die bewegte Geschichte Kolumbiens

Lange vor der Kolonialisierung durch die Spanier existierten in Kolumbien bereits indigene Hochkulturen wie die Muisca, die Tairona oder die geheimnisumwitterten Kulturen von San Agustín. 1499 wurde das heutige Kolumbien von den Europäern «entdeckt» und danach auf der Suche nach Gold für das spanische Königreich besetzt. Im 17. Jahrhundert stammte über 80 Prozent des weltweiten Goldes aus Kolumbien. Den Indigenen brachte das Gold aber kein Glück. Die meisten, die in den Goldminen arbeiten mussten, starben an der Sklavenarbeit oder durch Krankheiten, welche die Europäer einschleppten. Sie wurden danach durch afrikanische Sklaven ersetzt. Deshalb stammen die heutigen Kolumbianer von Europäern, Indigenen und Afrikanern ab. 1810 erkämpfte eine starke Unabhängigkeitsbewegung um Simón Bolívar die Unabhängigkeit.

Die junge Republik war von Spannungen zwischen den Liberalen und den Konservativen geprägt. Ab 1948 kam es zum Bürgerkrieg, der als «La Violencia» in die Geschichte einging. 200 000 Menschen verloren während der Violencia ihr Leben. Aus den bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen dieser Zeit entstand 1964 die grösste Guerilla Lateinamerikas, die FARC, in ihr organisierten sich unter anderem besitzlose Bauern und Bäuerinnen, die eine gerechtere Landverteilung und eine Agrarreform wollten. Später entstanden auch andere Guerillabewegungen wie die von der Befreiungstheologie inspirierte ELN oder die urban-intellektuelle M-19. 1953 gab es eine Militärdiktatur. Nach deren Ende 1957 wurde, 13 Jahre vor der Schweiz, das Frauenwahlrecht eingeführt. Aber die Elite verzichtete weiterhin auf soziale Reformen. Die sozialen Gegensätze waren sehr gross und wenige reiche Familien kontrollierten das Land, die Korruption wurde immer schlimmer. Diese soziale Ungleichheit gab den Guerillagruppen Auftrieb, inspiriert vom Sieg der kubanischen Revolution 1959, kämpften sie für eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft.
Um eine Revolution zu verhindern, gründeten die Grossgrundbesitzer und die Militärs die berüchtigten Paramilitärs, welche jede Opposition brutal unterdrückten und auch unzählige UmweltaktivistInnen, JournalistInnen und AktivistInnen sozialer Bewegungen ermordeten. Auch das Militär wurde von den USA massiv aufgerüstet, ein zweites Kuba wollten die USA auf keinen Fall zulassen.

Immer mehr Macht eroberten sich die Kartelle der Drogenmafia. Das Geschäft mit dem Kokain, insbesondere für den grossen US-amerikanischen Markt, blühte und machte das Medellín-Kartell, das Cali-Kartell und andere sehr reich. Drogenbosse wie der legendäre Pablo Escobar bekamen immer mehr Einfluss.
2016 fand der langersehnte Waffenstillstand zwischen der kolumbianischen Regierung unter dem Präsidenten Juan Manuel Santos und der grössten Guerilla Kolumbiens, der FARC, statt. Vermittler war Kuba. In Havanna wurden Entwicklungsprogramme für die ländliche soziale Basis der FARC und eine politische Partizipation der FARC beschlossen. Leider wurde das Friedensabkommen vom ultrarechten Nachfolger von Santos, Iván Duque, kaum umgesetzt. Dies und die grossen sozialen Probleme führten 2021 zu einer starken Protestbewegung. Hunderttausende vor allem junge Menschen gingen auf die Strasse und forderten eine gerechtere Gesellschaft, Zugang zu Bildung, ein besseres Gesundheitssystem und Frieden. Die Regierung von Iván Duque antwortete mit knallharter Repression. Über 90 Jugendliche wurden von den Repressionskräften ermordet. Trotzdem beteiligten sich immer mehr Menschen an der friedlichen Protestbewegung. Dies ermöglichte im August 2022 den Wahlsieg der ersten progressiven Regierung in der Geschichte Kolumbiens.
Mit der neuen Regierung des Ex-Guerillero der M-19 Gustavo Petro und der afrokolumbianischen Menschenrecht- und Umweltaktivistin Francia Márquez wird nun der Friedensprozess endlich erfolgreich weitergeführt. Zudem sind die Menschen voller Hoffnung, dass jetzt eine soziale Transformation, eine ökologische Politik und eine Demokratisierung der kolumbianischen Gesellschaft Wirklichkeit werden.
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